22.06.09 - 11:30 Uhr
...von „fallalla“ bis „dududumtsch“
Mit den beiden Konzerten am 19. und 21. Juni, jeweils vor einem prall gefüllten Saal,
knüpfte das Vokalensemble Einklang nahtlos an die unterhaltend-gediegene
Tradition vorhergegangener Auftritte. Feinfühliger Umgang mit schweren Stücken
aus Barock und Renaissance und mitreißende Inszenierungen aus den 60er und
70ern. So präsentierte sich das Programm "Zeitsprung" der Seekirchner
A-cappella-Formation.
Was die bereits große Zahl an Einklang-Fans nach wie vor weiter wachsen lässt, ist das,
was man woanders breites Portfolio nennt. So wurden die Besucher der beiden
Konzerte auch diesmal wieder Zeuge eines enorm großen Sortiments, aus dem
Einklang scheinbar spielerisch auswählt, wonach den SängerInnen gerade ist. Ein
paar Trink- und Tanzlieder zum Beispiel (gesungen so zwischen dem 16. und 17.
Jahrhundert), deren Verwandtschaft durch prägende fallalla-Passagen
unbestreitbar ist, ein „Magnum Mysterium“ mit dem Prädikat „erhaben“ oder einem
witzigen Stück bei dem der Chor gleichzeitig als Rufer und widerspenstiges Echo
auftritt – um nur ein paar Stücke aus dem klassischen Block zu zitieren.
Was das Publikum im zweiten Teil des Programms ganz schnell aus der Pausenträgheit
riss, war als aller erstes – die Kleidung. Wo noch gerade ein ordentlich
sortierter Chor ordentlich-klassisches Liedgut zum Besten gab, stand plötzlich
ein Rudel Hippies, sang und tanzte und beatboxte zu „You make me feel like
dancing“, was die Lungen hergaben. Es dürfte für die meisten im Publikum auch
das erste Mal gewesen sein, Leo Fellinger, der als Moderator des Abends die
Gäste mit witzigen Ankündigungen und amüsanten Anekdoten aufs Beste unterhielt,
einmal in einer anderen Farbe als schwarz gesehen zu haben. Eine Gelegenheit,
die sich in den nächsten Jahren wohl auch nicht wiederholen dürfte.
Weiter ging es Schlag auf Schlag mit „Time After Time“, „I’,m A Train“ und „A Wither Shade Of Pale“, in sehr herausfordernden Arrangements, die ihre Wirkung beim Publikum
nicht verfehlten.
Die akustische Trennung der einzelnen Voklablocks verantwortete dieses Mal
Juan-Carlos Aguilar-Arroyo, nicht nur dem Namen nach waschechter Mexikaner.
Sein virtuoses Gitarrenspiel und die packende-einfühlsame Interpretation
mexikanischer Folklore waren ein beeindruckendes Erlebnis für die Gäste des
Emailwerks.
Als Abschluss und gleichsam Höhepunkt des Konzerts interpretierte Einklang mit „Let The
Sunshine In“ ein Stück Musikgeschichte der späten 60er, mit einem Satz, der
extra für das Ensemble von dem deutschen Komponisten Othmar Stangl geschrieben
wurde. Damit, und mit einer herzberührenden Zugabe, verabschiedeten sich die
SängerInnen von einem aufrichtig begeisterten Publikum, das sichtlich einiges
an Sonne in einer kühlen Sommerbeginnsnacht mit nach Hause nahm.
(mw)