18.06.12 - 11:11 Uhr
E Pluribus Unum
Aus vielen Teilen ein wundervolles Ganzes zu formen, war seit jeher ein großes Talent
des Seekirchener Vokalensemble Einklang. Auch bei den diesjährigen
Sommerkonzerten nutzten die Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von
Roman Öschlberger diese fesselnde Begabung und faszinierten die zahlreichen
Gäste des Kulturhauses Emailwerk mit einem reichhaltigen Programm voller
vokaler Überraschungen.
Bereits der temperamentvolle Einstieg mit „I Will Greatly Rejoice“ verfehlte seine
anregende Wirkung beim Publikum nicht. Mit dem „Ave Maria“ von Sergei
Rachmaninow im zweiten Gang servierte Einklang eine Komposition, wie sie
harmonischer nicht sein könnte. Mit herrlichem Feingefühl ließen die
SängerInnen ihre Stimmen ineinander greifen und verwoben das überaus anspruchsvolle
Stück zu einem subtilen Klangraum, der sich wie Balsam auf die Seele legte.
Bevor das Auditorium sanft in den vokalen Horizont abdriften konnte, übernahm die
Instrumentalformation „Sax4you“ das Ruder und demonstrierte staunenden
Gesichtern, dass man mit vier Saxophonen, einem Cajón und dem richtigen Stück
(Jericho) auch in einer kleineren Formation durchaus einen Big Band-ähnlichen
Sound auf die Bühne stellen kann.
Auch das nachfolgende Stück „Morgendämmerung“ aus der Peer-Gynt-Suit von Edvard Grieg stattete Sax4you mit einem unerhörten Volumen und dennoch feinfühligem
Zusammenspiel aus.
In den folgenden drei Stücken stellte Einklang einen ethnischen Mix zusammen, wie er
in Stückauswahl, Interpretation und Ausdruck nicht hätte besser gelingen
können. Obwohl sich der Ursprung von „Shenandoah“, „Loch Lomond“ und
„Alouette“ auf drei Kontinente verteilt (man muss Schottland - musikalisch
gesehen - als eigenen Kontinent betrachten) und der Charakter der Stücke, von
sehnsüchtig getragen bis hemmungslos verspielt, reichte, schienen die Teile
diese Trilogie, wohl auch wegen ihrer bezaubernden Ausführung, wie
füreinander geschaffen.
Wie schon in den vergangenen Konzerten verführte Einklang das Publikum mit einer
mitreißenden Lebendigkeit in den Stimmen selbst bei schwierigsten Stücken,
die in der Bohemian Rhapsody (am Klavier und an der Gitarre begleitet von
niemand Geringerem als David Hauser) einen sehr hohen Gipfel erreichte. Als
überraschendes Gimmick wurde selbst Chorleiter Öschlberger in zwei Stücke
aktiv miteingebunden, und das Ensemble sang kurzerhand ohne führende Hände
auf der Bühne.
Und während Öschlberger äußerst souverän für die gesangliche Führung seiner
Truppe verantwortlich zeichnete, führte Leo Fellinger die Gäste nicht minder
gekonnt als Moderator durch den Abend. Mit viel Charme und Humor versorgte er
die begeisterte Menge mit Hintergrundinformationen zu den Liedern,
Komponisten und allerlei zum Thema passenden Anekdoten und leitete damit auch
immer wieder bügelfrei zu Sax4you über, die die Zuhörer mit immer
ausgefeilteren und fetzigeren Nummern bis zur Sax-Hymne „Pink Panther“ empor
spielten.
Dass bei soviel gutem Draht zwischen Publikum und Protagonisten die Zugabe-Rufe nicht
lange auf sich warten ließen, war wenig überraschend. So endete der Abend
nach drei Zugaben und sehr viel Applaus mit einem finnischen Lied namens „El
Hambo“, einem Joik-ähnlichen Stück aus der Feder des finnischen Komponisten
Jaakko Mäntyjärvi. Einklang in seinem Element und Bestform. Mehr gibt es dazu
nicht zu sagen.
(MW)